Waldbegehung – viele Informationen und ausgeräumte Vorurteile
(ckr – 10.6.24) Wer mit offenen Augen durch den Wald geht, erkennt gut, dass von Menschenhand in das Wachstum der Bäume eingegriffen wird.
Weit verbreitet ist die Annahme, dass nur zum Verkauf des wertvollen Rohstoffes „Holz“ Hand angelegt wird und Bäume gefällt werden. Das dies keinesfalls den Tatsachen entspricht kann jeder Interessierte lernen, wenn er sich auf den Weg mit Revierförster Uwe Reinhard ins Gehölz macht.
Doch nicht nur mit diesem Irrglauben wurde am vergangenen Freitagabend auf der Waldbegehung aufgeräumt.
Uwe Reinhard, Kreisforstamtsleiter Manfred Robens und Trainee Christoph Kappes begleiteten um die 30 Bürger und Bürgerinnen aus Bammental durch den Wald und stellten sich vielen Fragen. Unter ihnen auch einige Gemeinderäte und Bürgermeister Holger Karl.
Bereits im Vorfeld hatten die drei sich Gedanken um die Themen der jährlichen Waldbegehung gemacht, zu der die Gemeindeverwaltung Bammental eingeladen hatte.
Besonders viel Aufmerksamkeit erregten die Informationen über die Auswirkungen der Durchforstung auf den Waldzustand. Besonderes Augenmerk lag hierbei auf der gezielten Auswahl des sogenannten Zukunftsbaumes. Das Konzept in der Forstwirtschaft und Naturschutz bezieht sich auf Bäume, die aufgrund ihrer genetischen Merkmale, Vitalität, Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen sowie Anpassungsfähigkeit an veränderte Umweltbedingungen als besonders wertvoll und vielversprechend für die zukünftige Waldentwicklung angesehen werden. Die Auswahl und Förderung von Zukunftsbäumen ist ein wichtiger Bestandteil des nachhaltigen Waldmanagements. Durch gezielte Maßnahmen wie der Schutz vor Wildverbiss, die Pflege und eventuell die gezielte Pflanzung dieser Bäume, können Forstwirte sicherstellen, dass die Wälder auch in Zukunft widerstandsfähig und produktiv bleiben und den Waldbestand sichern. Die Z-Bäume erkennt man gut an den blauen Punkten am Stamm.
Da überwiegend um die Z-Bäume herum geforstet wurde, blieben bei der Durchforstung am Totenweg viele Bereiche unberührt. So entstehen für viele Tiere und Pflanzen abwechslungsreiche Areale von Schatten und Licht. Doch bis zur Auswahl des Z-Baumes werden zunächst in einem Areal viele Bäume mithilfe von Pflanz- oder auch Wuchshülsen gepflanzt, damit die jungen Bäume zunächst in die Höhe und nicht in die Breite wachsen können, um tiefe Wurzeln zu bilden. Hier wurde gleich das nächste Missverständnis ausgeräumt. Die Pflanzhülsen werden genau abgezählt und wieder eingesammelt. Manchmal spielen Wildschweine mit ihnen und so sind sie nicht mehr auffindbar. Dies passiere laut Manfred Robens allerdings seltener als allgemeinhin angenommen. Auch sind die Wuchshülsen nicht nur gegen den Wildbiss eingesetzt, sondern helfen durch das spezielle Klima in den Hüllen beim schnellen und starken Wuchs.
Zum Schutz der Bäume und des Waldes gehört aber auch, dass die Wildtiere im Bestand kontrolliert werden müssen. „Trotz das wir nicht zählen können, wissen wir, dass es jedes Jahr mehr Rehe gibt“, erklärt Manfred Robens dazu. „Die verbesserten Lebensbedingungen im Wald tun einiges dazu“. Der konsequente Schutz sei „schießen“ und das wäre wenig Spaß, sondern harte Arbeit. Alle drei Jahre wird hierzu das „Forstliche Gutachten“ erstellt. Dabei bewertet der Forstrevierleiter die Verbisssituation in jungen Beständen und schätzt ein, ob die waldbaulichen Ziele des Waldbesitzers erzielt werden können oder ob die Rehe zu viele Jungpflanzen zerstören. Daraus resultiert eine Empfehlung zur Abschusshöhe.
Auch die Auswahl der Bäume stellt eine große Herausforderung im Waldmanagement da. Die meisten Zuhörer nahmen mit Erstaunen zur Kenntnis, dass ohne Eingriff von außen und bei konstanten Bedingungen der Wald nur noch aus Buchen bestehen würde. Doch mit der großen Krone aus Blättern, die nur wenig Sonne durchlässt, wäre das Leben von lichtbedürftigen Pflanzen und Tieren auf dem Waldboden zunehmend schwierig.
Ein weiteres Vorurteil zugunsten des Efeus wurde gleich nebenbei ausgeräumt. Diese Pflanzenart zerstört den Baum an dessen Stamm er wächst nicht. Vielmehr bietet der umschlingende Efeu allerlei Tieren Schutz und hält Nistmöglichkeiten bereit.
Weitere interessante Einblicke in die Gefahren für die Bäume durch Pilze oder Borkenkäfer gaben wohl jedem Anwesenden das Verständnis, dass unsere Förster mit ihrer Liebe zum Wald jeden Tag eine Menge leisten und abwehren müssen. Wie gut das den Revierförstern in Bammental gelingt, sieht man an dem schönen Wald, der viele Radfahrer und Spaziergänger anlockt. Doch nicht nur die Schönheit spielt eine Rolle, natürlich ist das Holz auch ein Wirtschaftsgut. Und hier lauert dennoch das nächste Missverständnis. Der Löwenanteil des Holzes wird nach Angaben von Manfred Robens in den Nahbereich verkauft. Große Firmen werden zwar bedient, aber in deutlich geringerem Maße, als gemeinhin angenommen wird.
Die Trockenheit der letzten Jahre verschärft ein Problem, an das kaum jemand denkt. Entlang der L600 mussten im April 2024 geschädigte Lärchen gefällt werden, damit die Sicherheit des Straßenverkehrs gewährleistet wird. Was kaum jemand weiß, für Schäden haftet die Revierleitung strafrechtlich.
Für weitere Fragen und ausführlichere Informationen gibt es regelmäßige Veranstaltungen: Also ab in den Wald und frag den Förster!
Für die Teilnehmenden der Waldbegehung gab es im Anschluss ein kleines Beisammensein bei guter Wurst und kühlen Getränken. Hier war noch ausreichend Zeit, weitere Fragen loszuwerden.
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