Großer Erfolg im Artenschutzprojekt „Gemeinsam für den Steinkauz“

Kleiner Jungvogel, große Hoffnung – Steinkauznestling bei der Beringung (BUND OV Dossenheim)

(zoo – 27.8.24) 2020 war nur noch ein Steinkauzbrutpaar im Rhein-Neckar-Raum bekannt. Die kleine Eulenart drohte aus der Region zu verschwinden. Vier Jahre später zogen nun mindestens zehn Brutpaare 47 Jungtiere auf – eine Trendwende, die alle Beteiligten des Artenschutzprojekts „Gemeinsam für den Steinkauz“ enorm motiviert. Ein besonderer Glücksfall: In einer der Nisthilfen fanden Betreuer ein Steinkauzweibchen aus dem Zoo Heidelberg, das im vergangenen Jahr als Nestling in ein wildes Gelege ausgewildert wurde. Der Wiederfund belegt gleich im ersten Jahr eindrücklich die Wirkung der besonderen Auswilderungsmethode des Projekts.   

Ist der Steinkauz aus unserer Region verschwunden? – 2020 war diese Sorge zum Greifen nah. Um den Bestand der seltenen Eulenart in der Metropolregion wieder zu stärken, arbeiten der Zoo Heidelberg, mehrere lokale BUND- und NABU-Gruppen sowie unzählige unterstützende Privateigentümer unter der Projektleitung von Michael Ziara, Vorsitzender des BUND Ortsverband Dossenheim, eng zusammen. 

Schon in den vergangenen beiden Jahren gab es mit einem ersten Zuwachs an Brutpaaren neue Hoffnung für die Steinkauzpopulation der Region. Die Brutsaison 2024 belohnt nun den großen Einsatz aller Beteiligten: Als die Betreuer die inzwischen 137 Nisthilfen kontrollierten, konnten im Auftrag der Vogelwarte Radolfzell 40 Jungtiere beringt werden. „Wir führen den sprunghaften Anstieg in diesem Jahr unter anderem auf das reiche Nahrungsangebot an Mäusen und Maikäfern zurück“, erklärt Michael Ziara.

Besonders wertvoll sind die ersten Wiederfunde von Steinkäuzen, die spannende Erkenntnisse über das Migrationsverhalten und die Brutpopulation der Eulenart liefern. Es handelt sich dabei um erwachsene Tiere, die im Rahmen des Artenschutzprojekts als Jungvögel in den vergangenen Jahren bereits beringt wurden. Darunter auch ein Steinkauz aus dem Zoo Heidelberg. Das Weibchen ließ sich ganz in der Nähe der Nisthilfe nieder, in der es im vergangenen Jahr selbst als Nestling erfolgreich ausgewildert wurde und zog vier Jungtiere auf. Ein wichtiger Schritt für die Genvielfalt dieses angestammten Steinkauzreviers, dessen geringe Gelegegrößen und ausbleibende Bruterfolge die Experten seit Jahren mit Sorge beobachteten. „Wir sind stolz mit unseren Nachzuchten zur Stützung des Bestandes beigetragen zu haben. Der große Erfolg in diesem Jahr stimmt uns zuversichtlich für die kommenden Jahre“, erklärt Dr. Klaus Wünnemann aus dem Zoo Heidelberg.

Projektleiter Michael Ziara entnimmt einen Steinkauz für die Beringung (BUND OV Dossenheim)

Die besondere Art der Auswilderung, die das Projekt „Gemeinsam für den Steinkauz“ zusammen mit dem Zoo Heidelberg verfolgt, nennt sich Supplementierung und ist der Schlüssel für eine gesunde genetische Vielfalt der lokalen Population: Die im Zoo geschlüpften Jungvögel werden bereits mit etwa drei Wochen in das Nest von altersgleichen wildlebenden Steinkäuzen dazugesetzt, bei denen nur wenige Jungvögel geschlüpft sind. So können die Nestlinge direkt in ihrem zukünftigen Lebensraum aufwachsen und ausfliegen.

Schon jetzt steigt die Spannung auf das kommende Jahr: Vier weitere Steinkauznestlinge aus dem Zoo Heidelberg sind im Mai erfolgreich ausgewildert worden. Junge Steinkäuze suchen sich gleich im ersten Jahr ein eigenes Revier im Umkreis von weniger als zehn Kilometern um ihren Geburtsort und können bereits im Folgejahr brüten.  

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