Wiesenbach: Wellenbad oder Zahlenwirrwar? Wie weiße Sprühfarbe Waldbewohnern hilft

(Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis) Försterin Melissa Meyer beim Markieren einer Habitatbaumgruppe. Bis zum natürlichen Zerfall darf diese Eiche auf der Fläche verbleiben. Die weiße Wellenlinie wird häufig zur Wiedererkennung verwendet, auch wenn das Zeichen vielleicht zunächst eher an den Badebetrieb erinnert.

(rnk – 16.9.24)Im Gemeindewald Wiesenbach ist ganz schön was los. Wer bei seinem nächsten Waldbesuch alle Sinne nutzt, hat eventuell das Glück, einen Specht zu hören, einen Käfer krabbeln zu sehen oder gar eine Fledermaus beim Gleitflug in die Nacht zu beobachten. Viele Tiere, Pflanzen und Pilze sind auf den Lebensraum Wald angewiesen. Jede Art hat dabei einen anderen Anspruch an ein Biotop. Diesen speziellen Aufenthaltsbereich jeder Art nennt man in der Biologie „Habitat“ (von lateinisch „bewohnen“). Wie sorgen Försterinnen und Förster vor allem für Alt- und Totholz bewohnende Arten vor? Das erklärt Försterin Melissa Meyer vom Kreisforstamt am Beispiel des Gemeindewalds Wiesenbach.

Die Gemeinde Wiesenbach bewirtschaftet ihren Wald im Rahmen einer sogenannten „Forsteinrichtung“. Dabei handelt es sich nicht um Büromöbel des Försters, sondern um einen Zehnjahresplan, um forstliche Entscheidungen zu steuern. Diese Forsteinrichtung wurde für den Gemeindewald Wiesenbach zuletzt 2016 erarbeitet. Im ersten Schritt wird der Zustand des Waldes erfasst. Neben Baumartenzusammensetzung, Zuwachs und Vorrat werden auch naturschutzfachliche Belange und ökologische Kenngrößen erfasst. Anschließend werden die Ziele des Waldbesitzers in Hinblick auf Naturschutz, Erholung, Bewirtschaftung und den Klimawandel zusammengestellt. Bereits 2016 entschied sich die Gemeinde Wiesenbach für die Umsetzung des „Alt- und Totholzkonzepts Baden-Württemberg“.

Das Konzept wurde entwickelt, um die Biodiversität der Alt- und Totholz bewohnenden Arten zu steigern. Es soll dabei ein Mosaik aus Trittsteinbiotopen entstehen. Als größtes Schutzelement wurden „Waldrefugien“ ausgewiesen. Das sind größere Waldflächen, die einer natürlichen Entwicklung und dem Zerfall überlassen werden. Als nächst kleinerer Trittstein dienen „Habitatbaumgruppen“. In älteren Waldflächen werden Gruppen von 10 bis 15 Bäumen mit ökologisch wertvollen Strukturen markiert, die dann ebenfalls bis zum natürlichen Zerfall auf der Fläche verbleiben. Häufig sind diese Habitatbaumgruppen im Wald mit weißen Wellenlinien markiert. Damit ist für alle kommenden Waldarbeiten klar, dass diese Bäume unangetastet bleiben. Im Wiesenbacher Wald wurden 2016 zwei Waldrefugien mit einer Größe von insgesamt 2,6 Hektar ausgewiesen sowie acht Habitatbaumgruppen in Altholzbeständen.

Anzahl der Habitatbäume soll deutlich erhöht werden

In den nächsten Jahren soll die Fläche der stillgelegten Waldrefugien und die Anzahl der Habitatbäume noch deutlich erhöht werden. Das baden-württembergische Alt- und Totholzkonzept wird flächendeckend im Staatswald (Wald des Landes Baden-Württemberg) und im Großteil der kommunalen Wälder in Baden-Württemberg angewendet. Im Kommunal- und Privatwald ist die Umsetzung keine Pflicht, wird aber allen Waldbesitzenden empfohlen. „Bei der Auswahl der Habitatbäume achte ich besonders auf vorhandene ökologische Strukturen. Für Käfer sind Höhlen mit Faulstellen interessant, die mit zerfallenen Holzresten gefüllt sind“, berichtet Försterin Melissa Meyer über ihre anspruchsvolle Arbeit im Wald. Auch Spechthöhlen und Rindenspalten bieten Unterschlupf für verschiedene Arten. Singvögel können als Bewohner der vom Specht angelegten Höhlen folgen, ebenso können Fledermäuse die Höhle zur Aufzucht ihrer Jungen nutzen. Stehend tote Bäume mit Pilzkonsolen oder stark mit Moos bewachsene Bäume sind ebenfalls besonders wertvoll.


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