„Goukelkappe“ zeigen „Momo“ – Gelungenes Regiedebüt von Jona Fragner
(ckr – 15.3.25) Die Geschichte um Momo ist sicher den meisten Menschen geläufig. Und doch wird sie niemals langweilig. Der zeitlose Roman von Michael Ende erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens. Momo besitzt die außergewöhnliche Fähigkeit, zuzuhören.
Durch ihre aufmerksame und liebevolle Art hilft sie den Menschen, ihre Probleme zu lösen und wieder Freude am Leben zu finden. Mit den Kinder des Dorfes spielt sie ausgelassene Spiele mit viel Fantasie und Freude.
Dies gefällt jedoch den grauen Herren weniger, die um jede Zeit kämpfen. Diese mysteriösen Gestalten stehlen den Menschen ihre Zeit, indem sie sie davon überzeugen, dass Zeit Geld ist und man sie sparen muss. Die Menschen werden immer gehetzter und verlieren den Sinn für die schönen Dinge des Lebens.
Dies hat auch für die Kinder Konsequenzen, denn sie fühlen sich vernachlässigt. Momo erkennt die Gefahr, die von den grauen Herren ausgeht, und beschließt, gegen sie zu kämpfen. Mit Hilfe der weisen Schildkröte Kassiopeia und Meister(in) Hora, dem (der) Hüter(in) der Zeit, begibt sie sich auf eine gefährliche Reise, um die gestohlene Zeit zurückzubringen.

Momo und Straßenkehrer Beppo: Schritt-Atemzug-Besenstrich … Du darfst nie an die ganze Straße auf einmal denken, verstehst Du? Du musst nur an den nächsten Schritt denken, an den nächsten Atemzug, an den nächsten Besenstrich. Und immer wieder nur an den nächsten.
Der Roman ist eine Parabel auf die moderne Gesellschaft, in der Zeit oft als knappe Ressource betrachtet wird. Michael Ende kritisiert die Hektik und den Konsumzwang, die dazu führen, dass Menschen das Wesentliche im Leben aus den Augen verlieren. „Momo“ ist eine bewegende Geschichte über Freundschaft, Fantasie und den Wert der Zeit.
Jona Fragner liefert ein grandioses Debüt als Regisseur. Die Szenen sind modern und multimedial umgesetzt und die Kernaussage bleibt trotz einiger Anpassungen klar und stark. Die Bühne ist nicht ein zentraler Ort des Geschehens, sondern die komplette TV-Halle wurde in die Vorführung eingebunden. Dank der geliehenen Drehstühle aus dem Gymnasium war es auch ohne Verrenkungen möglich, das komplette Geschehen zu verfolgen.
Die grauen Herren (gespielt von Jaron Diemer, Antje Schmieder, Michael Mende, Verena Bosch, Matthias Dreschert, Maggie Tillson, Petra und Thomas Ochs und Steffi Eckert) wirken authentisch beängstigend und ihre Präsenz, gerne direkt am Zuschauer, lösen kalte Schauer aus. Die weise Schildkröte Kassiopeia wird hervorragend dargestellt von Doris Prinzl-Wimmer, nah am Original, aber mit viel Witz und halt menschlich. In der Rolle der Momo glänzt Annika Hilsenstein mit einem gewaltigen Repertoire an Ausdruck und Mimik. Auch die weiteren Protagonisten spielen ihre Rollen überzeugend.
Es soll an dieser Stelle nicht zu viel verraten werden, denn vier Vorstellungen folgen noch.
Die Idee, Momo aufzuführen, lieferte Steffi Bittner, als Jona mit dem Wunsch an sie trat, Regie führen zu wollen. Sie erzählt: „Ich konnte mir dieses Märchenhafte erstens sehr gut für Jona, diesen kreativen Kopf, vorstellen und zweitens passt es durch die vielen schönen Rollen sehr gut in den Theaterverein. Es gibt nicht wie bei anderen Stücken so oft eine oder zwei riesige Rollen und der Rest spielt nur Beiwerk, sondern viele Figuren spielen entscheidende Rollen in der Geschichte, wie ein kleines Mädchen die Zeit rettet.“
Die bisher größte Produktion in der 40-jährigen Geschichte des Theatervereines „Goukelkappe e.V:“ wurde unterhaltsam, aber auch sozialkritisch umgesetzt. Einzigartig war dabei auch die Zusammensetzung des Ensembles, die Hälfte der Rollen besetzen Kinder. Von alt bis jung – jeder Darsteller und jede Darstellerin liefert phänomenal ab und läßt ein begeistertes Publikum zurück. Für das gute Licht, Ton und viele crossmediale Momente sorgte einmal mehr die AG des Gymnasium Bammental und perfektionierten das Zusammenspiel der Inszenierung und dem kreativen Bühnenbild.
Die weiteren Vorstellungen:
15. März: 15:00 und 19:00 Uhr
16. März: 14:00 und 18:00 Uhr
TV-Halle Bammental
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