Im Dschungel der Frühförderung: Gesundheitsamt lädt Fachleute zum Austausch

(Quelle: Landratsamt Rhein-Neckar-Kreis): Prall gefüllt war der Sitzungssaal im Landratsamt beim Seminar der Arbeitsgruppe für interdisziplinäre Frühförderung, zu dem das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises eingeladen hatte.
(rnk – 13.2.25) An wen kann ich mich wenden, wenn ich mir Sorgen um ein entwicklungsverzögertes oder verhaltensauffälliges Kind mache? Wohin kann ich Eltern verweisen, um sich Rat zu holen? Was gibt es für Fördermöglichkeiten im Rhein-Neckar-Kreis und der Stadt Heidelberg für Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren? Mit solchen und anderen Fragen beschäftigt sich die Arbeitsgruppe für interdisziplinäre Frühförderung (AiF). Diese organisierte unter der Schirmherrschaft des Gesundheitsamtes des Rhein-Neckar-Kreises, das auch für die Stadt Heidelberg zuständig ist, ein Seminar im Landratsamt. Unter dem Titel „Im Dschungel der Frühförderung – Informationen und Austausch zu Unterstützungssystemen im Bereich Frühförderung“ waren Fachleute aus verschiedenen Bereichen, die mit Kindern bis zur Einschulung arbeiten, eingeladen.
Die Resonanz auf dieses Angebot überraschte die Organisatoren: Über 200 Erzieherinnen, Sozial- und Sonderpädagogen, Grundschullehrer sowie medizinische Fachleute wie Ärzte, Logopäden, Ergotherapeuten und Physiotherapeuten nahmen mit großem Interesse entweder vor Ort oder online teil und nutzten die Gelegenheit zum fachlichen Austausch. Das Seminar beleuchtete die Rolle des Gesundheitsamtes in der Frühförderung, die Arbeit von Sonderpädagogischen Beratungsstellen, die Leistungen des Sonderpädagogischen Beratungszentrums und die Bedeutung einer Vorstellung im sozialpädiatrischen Zentrum der Uniklinik. Auch die wissenschaftlichen Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung der Frühförderung für die frühkindliche Entwicklung, um optimale Ergebnisse für betroffene Kinder zu erzielen. So sind unter anderem im Bereich der Motorik und Kognition durch Frühförderung sehr gute Erfolge bzw. Verbesserungen möglich.
Vorgestellt wurde bei der Veranstaltung zudem der Frühförderwegweiser. Die 90-seitige Broschüre beinhaltet alle wichtigen Adressen von Ämtern über pädagogische Beratungsstellen bis hin zu Therapeuten und verschiedenen Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern. Zu finden ist der Frühförderwegweiser über die Homepage des Gesundheitsamtes unter folgendem Link: https://www.rhein-neckar-kreis.de//frueherkennung
Lange Wartezeiten stehen frühzeitiger Intervention im Weg
Kritisch diskutiert wurde, dass aufgrund des überall vorherrschenden Personalmangels lange Wartezeiten bestehen, teilweise sogar bis zu einem Jahr. Diese Wartezeiten betreffen den medizinisch-diagnostischen und den therapeutischen, aber auch den pädagogischen Bereich. Dabei ist es gerade im Kindesalter wichtig, möglichst frühzeitig zu intervenieren, um Entwicklungsverzögerungen entgegenzuwirken. Kindergärten stehen oft vor der Herausforderung monatelang suchen zu müssen, bis endlich eine passsende Integrationshilfe für ein Kind mit besonderem Bedarf gefunden ist. Auch wird vielfach ein engerer Austausch mit dem betreuenden Kinderarzt gewünscht. Im Rahmen der Veranstaltung wurden erste Lösungsvorschläge diskutiert und für einzelne Problemschilderungen konnte auch direkt Abhilfe geschaffen werden.
„Das rege Interesse und das positive Feedback im Anschluss dieses AiF-Seminars verdeutlichen, dass zu diesem Thema ein großer Informationsbedarf vorhanden ist und der Wunsch nach mehr Vernetzung und weiterem Austausch besteht“, zog der Leiter des Gesundheitsamts, Dr. Andreas Welker, ein positives Resümee. Die Teilnehmenden konnten am Seminarende bereits ein Votum für das gewünschte Thema der nächsten Veranstaltung abgeben. Spätestens im kommenden Jahr ist ein weiteres Seminar, dann mit einem anderen Schwerpunkt in der Frühförderung, geplant.
Hintergrund:
Was ist interdisziplinäre Frühförderung?
Interdisziplinäre Frühförderung ist ein ganzheitliches Förderangebot für Kinder mit Entwicklungsverzögerungen oder Behinderungen im frühen Kindesalter (0 bis 6 Jahre). Dabei arbeiten Fachkräfte aus verschiedenen Disziplinen zusammen, um eine bestmögliche Unterstützung für das Kind und seine Familie zu gewährleisten. Je früher Entwicklungsauffälligkeiten erkannt und gefördert werden, desto besser sind die Chancen auf eine positive Entwicklung. Insbesondere die enge Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen und Institutionen ermöglicht eine umfassende Förderung, die alle relevanten Entwicklungsbereiche berücksichtigt. Zudem erhalten Eltern Beratung und Unterstützung im Umgang mit den Herausforderungen der Kindesentwicklung. Somit können Kinder ihre individuellen Potenziale bestmöglich entfalten und später besser in Bildungssystem und Gesellschaft integriert werden.
INFO: Direkter Link zum Frühförderwegweiser: https://www.rhein-neckar-kreis.de/site/Rhein-Neckar-Kreis-2016/get/documents_E-1085094182/rhein-neckar-kreis/Daten/Infomaterial/Fruehfoerderwegweiser.pdf
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