Klimaschutz: Nachhaltige Abwassertechnik
Bammental geht voraus
(pm – 7.6.24) Einen zentralen Schritt zur Klimaneutralität geht die Gemeinde Bammental bei der Sanierung ihres Kanalsystems. Im Zuge der Komplettsanierung des 1. Bauabschnitts Heldenberg (Beitrag vom 12.4.24) wurde in der Händelstraße erstmals ein neu entwickeltes nachhaltiges Abwassersystem eingesetzt. Bammental ist damit eine von bundesweit drei Kommunen, bei denen die Firma REHAU das innovative Produkt bereits vor der offiziellen Markteinführung eingesetzt hat.
„Man braucht natürlich auch etwas Mut, um zu sagen, wir testen das jetzt“, sagte Bürgermeister Holger Karl beim symbolischen Spatenstich. „Jedoch sind wir bei geprüfter Qualität und Langlebigkeit gerne bereit, diesen Schritt zu gehen.“ Die Langlebigkeit und ökologische Qualität sind auch für Bauamtsleiter Oliver Busch wesentliche Argumente, die für das Projekt sprechen. Im Hochbau gebe es bereits viel mehr Möglichkeiten als im Tiefbau – er sieht nun „die Chance, den CO2-Fußabdruck zu reduzieren und die Nachhaltigkeit im Tiefbau voran zu bringen“.
Messbar und transparent!
Das neue nevoPP ist das erste 100 % klimaneutrale Kunststoff-Abwassersystem (ohne Formteile). Die Klimaneutralität wurde durch den TÜV Rheinland zertifiziert und umfasst sämtliche nevoPP Rohre und Schächte, einschließlich der Kompensation unvermeidbarer CO2-Emissionen. Zur CO2-Bindung unterstützt REHAU zwei Klimaschutzprojekte, darunter die Renaturierung von Mooren in Mecklenburg-Vorpommern. Für die Herstellung von nevoPP wird ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien eingesetzt und bis zu 80 % des verwendeten Polypropylens kommt aus Industrierezyklaten, z.B. Produktionsresten. Gegenüber der bewährten AWA PP-Serie können die CO2-Emissionen dadurch um bis zu 43 % reduziert werden [Anmerkung: Berechnung auf Basis vorläufiger EPD-Werte, ermittelt durch „SKZ – Das Kunststoffzentrum“]. Dank dauerhafter Verbindung von Neumaterial an der Oberfläche und Rezyklat im Kern, können die Vorteile von Vollwandprodukten umgesetzt werden. Die erwartete Lebensdauer beträgt mehr als 100 Jahre. Das vermeidet Müll, reduziert Emissionen und spart Ressourcen. Nach Ende der Nutzungsphase können die zu 100 % recyclingfähigen Produkte zurück in den Kreislauf gehen.
Der Kontakt für den Praxistest kam über Dipl.-Ing. Michael Bauch, BAMI Ingenieure, zustande. Mit ihm hat Bammental bereits mehrere Bauvorhaben erfolgreich realisiert. Nun also die Muster-Baustelle im nachhaltigen Tiefbau. „Ich weiß, dass die Gemeinde das Thema sehr ernst nimmt und jede Gelegenheit nutzt, Maßnahmen konkret umzusetzen“, so Bauch. Daher lag es für ihn nahe, der Kommune das Projekt anzubieten, als er von der neuen Entwicklung erfuhr. „Ich war sehr schnell von dem Produkt überzeugt, weil ich es wichtig finde, die Chancen für den nachhaltigen Tiefbau zu nutzen.“
Bisher hat die Gemeinde mit den Produkten von REHAU gute Erfahrungen gemacht und hebt die die zuverlässige und lösungsorientierte Zusammenarbeit hervor. Nach eingehender Prüfung entschied sich die Verwaltung daher, im aktuellen Sanierungsgebiet ein Teilstück mit dem neuen Abwassersystem zu testen. „Für Innovationen, auch im Tiefbau, braucht es Menschen und Institutionen, die bereit sind, neue Wege zu gehen“, sagte Bürgermeister Karl bei der Verlegung der Rohre mit zwei angeschlossenen Schächten: „Die Kanalrohre und –schächte bieten einen Mehrwert für die Gemeinde im Sinne der Nachhaltigkeit!“
Erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde das Abwassersystem nevoPP auf der IFAT in München, der Weltleitmesse für Umwelttechnologien. Kommunen und Planer erhalten mit dieser Lösung für den nachhaltigen Kanalbau die Möglichkeit, einen entscheidenden Schritt in Richtung klimaneutrales Bauvorhaben zu gehen. So werden Tiefbauprojekte auf das nächste Level gehoben. Für eine nachhaltig gebaute Zukunft – geprüft, belegt und nachvollziehbar. Zwei weitere Pilotprojekte befinden sich in Oedheim, Landkreis Heilbronn, und in Timmendorfer Strand, Ortsteil Niendorf, Kreis Ostholstein.
Klare Klimaschutzziele!
Die Pilotbaustelle passt ins Bild der ambitionierten Klimaschutzziele der Gemeinde Bammental. Unter anderem wurde bereits vor Jahren die Stelle eines Klimaschutzmanagers geschaffen und ein Konzept erarbeitet, um die Weiterentwicklung des Klimaschutzes vor Ort voranzutreiben. Zudem hat die Gemeinde das Ziel, bis 2035 den Energiebedarf komplett durch erneuerbare Energien zu decken.
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