Serie „Mit dem Kreisforstamt durchs Jahr“ (Teil 3): Wichtigkeit und Vielfalt von Waldrändern
(rnk – 13.4.24) Auf den ersten Blick stellen Waldränder nur die Grenze zwischen Offenland und Wald dar. Doch es lohnt sich genauer hinzuschauen, denn sie sind ein ganz besonderes Biotop mit großem naturschutzfachlichem Wert. Durch das Zusammenspiel von Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung, Wärme, Luftfeuchte und Windgeschwindigkeit entsteht ein spezielles Mikroklima, das bestimmten Tieren und Pflanzen als bevorzugte ökologische Nische dient. Waldränder sind idealerweise stufig aufgebaut und besitzen einen Krautsaum, einen Gehölzmantel und Traufbäume. Die einzelnen Stufen müssen räumlich nicht hintereinander liegen, sondern können auch nebeneinander wachsen. Waldränder entstehen an natürlichen Barrieren wie Steilhängen und Gewässern, durch natürliche Ereignisse wie Sturm oder bei der gezielten Pflege und Entwicklung durch die Försterin und den Förster. So auch im Schriesheimer Wald.
Auf einer Fläche von insgesamt 1,4 Hektar (ungefähr zwei Fußballfelder) haben die Förster Walter Pfefferle und Michael Jakob im Schriesheimer Wald den Startschuss für eine naturnahe Waldrandgestaltung gelegt. Zwischen Schriesheim und Wilhelmsfeld, entlang der Landesstraße (L) 536, wurden auf vier Teilflächen verschiedene Sträucher und Bäume gepflanzt. Nachdem viele Bäume des Vorbestandes auf dem Südhang im Laufe der letzten Jahre durch Trockenheit stark geschädigt worden waren, mussten die Forstleute aktiv werden. „Die abgestorbenen und trockenen Kronen waren hier direkt über der Straße eine Gefahr für den Verkehr. Deshalb haben wir uns im Herbst 2021 dazu entschlossen, die Bäume zu fällen. Wir haben uns jeden Baum genau angeschaut und per Sichtkontrolle auf Standfestigkeit geprüft. Dadurch konnten wir noch einige gesunde Eichen erhalten“, erklärt Förster Pfefferle.
Wärme- und lichtliebende Tiere sowie Pflanzen fühlen sich hier wohl
Wir empfinden die Waldrandgestaltung auf dieser Fläche als guten Kompromiss zwischen Biodiversität, Verkehrssicherheit und naturnaher Waldwirtschaft“, ergänzt sein Kollege Jakob. „Die gepflanzten Sträucher wie Hundsrose, Hartriegel, Weißdorn und Pfaffenhütchen bieten unseren Vögeln, Insekten und Säugetieren nicht nur wertvolle Nahrung, sondern auch Schutz und Lebensraum. Besonders wärme- und lichtliebende Tiere und Pflanzen können sich hier wohlfühlen. Bei den Bäumen haben wir solche genommen, die nicht besonders groß werden – für einen stufigen Aufbau und die Verkehrssicherheit. Der Waldrand soll außerdem als Trittstein dienen, um Biotope zu vernetzen.“
Die Winter-Linden, Elsbeeren, Feld-Ahorne und Vogelkirschen sind – bis sie groß genug sind – mit zersetzbaren Gitterhüllen vor gefräßigen Rehen geschützt. Außerdem pflegen die Mitarbeiter der Stadt Schriesheim, Mario Schmitt und Andreas Weber, die Flächen mehrmals im Jahr. Die beiden Forstwirte bringen es gemeinsam auf fast 80 Jahre Berufserfahrung im Wald. Sie helfen den Sträuchern und Bäumen, indem sie Konkurrenzvegetation wie die Brombeere oder die eingewanderte Kermesbeere aufwendig und fachgerecht entfernen, damit sich der Waldrand in den nächsten Jahren und Jahrzehnten bestmöglich entwickeln kann.
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