Soziales: Kreis stellt sich sozialer Verantwortung in Armutsbekämpfung
(rnk – 8.12.24) In Baden-Württemberg ist ein Anteil von 15,4 Prozent der Bevölkerung armutsgefährdet (aktuellster Datenstand: 2023, Landesmedian). Selbst im relativ reichen „Ländle“ – und damit auch im Rhein-Neckar-Kreis – ist Armut also Realität. Materielle Armut geht oft mit eingeschränkten Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe und schlechterer sozialer Integration einher. Genau hier setzt ein Strategiepapier zur Bekämpfung von Armut im Landkreis an, welches der Ausschuss für Soziales des Kreistags in seiner jüngsten Sitzung beschlossen hat
„Armutsbekämpfung muss sehr fokussiert, an der Zielgruppe orientiert, ansetzen. Im Zentrum unseres Strategiepapiers steht daher die Idee, die eigenen Ressourcen der Zielgruppe zu stärken, die Menschen zu Eigenverantwortung zu befähigen und ohne Stigmatisierung vorzugehen“, erklärt Fabian Scheffczyk, Dezernent für Soziales im Rhein-Neckar-Kreis. Das zuständige Amt für Sozialplanung, Vertragswesen und Förderung hat nach zwei Netzwerktreffen nun das Papier „Handlungsstrategien zur Bekämpfung von Armut im Rhein-Neckar-Kreis“ vorgelegt. In diesem wurden vier Bereiche identifiziert (Kinder, Jugendliche, Familien; Senioren; Wohnungslose; Wohnraum), in denen wiederum konkrete Projekte und Maßnahmen auf den Weg gebracht oder weiter gefördert werden sollen.
Generationenübergreifendes Konzept gegen Altersarmut
Für von Armut betroffene ältere Menschen – ihre Zahl wird im Landkreis auf rund 24.000 geschätzt – könnte aus Sicht der Sozialplanung ein generationenübergreifendes Konzept gegen Altersarmut zielführend sein. So sollen Mehrgenerationenhäuser und vergleichbare Begegnungsstätten gefördert werden. Gegenseitige Unterstützung, das Einbringen individueller Ressourcen, soziale Kontakte und Teilhabe sind hierbei wesentliche positive Aspekte, die gezielt gegen Armut und Einsamkeit wirken können – denn beides geht oft miteinander einher. So könnten von Altersarmut betroffene Menschen Tätigkeiten anbieten und ausüben, die andere entlasten – etwa Familien bei der Kinderbetreuung unterstützen.
Eine Wohnraumanalyse soll ein weiterer Eckpfeiler innerhalb des Strategiepapiers sein. Ausreichend bezahlbarer Wohnraum ist nämlich eine wesentliche Basis, um Armut zu bekämpfen beziehungsweise zu vermeiden. In einem Mietpreisspiegelvergleich haben sich bereits deutliche Unterschiede zwischen den Kommunen des Rhein-Neckar-Kreises gezeigt. „Daher soll eine fundierte regionale Wohnraumanalyse helfen, die Wohnraumsituation bei uns im Landkreis besser einschätzen und dieser konzeptionell und planerisch begegnen zu können“, erklärt Jonas Fahsel, Leiter des Amts für Sozialplanung, Vertragswesen und Förderung.
Insbesondere die hohe Zahl an Leerständen in Kombination mit häufig nicht den Lebensumständen angepasster Wohnraumnutzung sei hier von besonderem Interesse. Damit ist gemeint, dass viele ältere Menschen in großen Wohnungen bzw. Häusern wohnen, die ihnen zunehmend zur Last fallen, während Familien in viel zu kleinen Wohnungen leben. Die Wohnraumanalyse soll auch die vorhandene Infrastruktur (z.B. ÖPNV) und Nahversorgung miteinbeziehen.
Präventionsnetzwerk Kinderarmut „Starke Kinder Chancenreich“
Jedes fünfte Kind ist in Baden-Württemberg armutsgefährdet. Als zentrale Maßnahme gegen Kinderarmut soll ein kommunales Präventionsnetzwerk etabliert werden. Mit einer integrierten kommunalen Strategie sollen hierzu die vorhandenen Angebote miteinander vernetzt und für Kinderarmut sensibilisiert werden. Zudem sind noch einige weitere Maßnahmen wie zum Beispiel ein „Lotsenprojekt“ für Eltern und Alleinerziehende mit multiplen Vermittlungshemmnissen für den Arbeitsmarkt geplant.
Gemeinsam gegen Armut
Die Tagesstätten der Wohnungslosenhilfe sollen für weitere Zielgruppen geöffnet werden, um einer Stigmatisierung entgegenzuwirken und um die Arbeit der Wohnungslosenhilfe in der Gesellschaft zu verankern. Damit soll die soziale Isolation der Armutsbetroffenen bekämpft werden. Trotz der schwierigen finanziellen Haushaltslage des Rhein-Neckar-Kreises zeigten sich die Mitglieder des Ausschusses für Soziales von dem Strategiepapier zur Bekämpfung von Armut mehrheitlich überzeugt und beauftragten die Kreisverwaltung mit der Umsetzung.
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